Herr Hofer, Unternehmensresilienz hat einen hohen Stellenwert bei NorthC. Wie definieren Sie diese?
Bei NorthC handelt es sich um einen regionalen Datacenter-, Colocation- und Connectivity-Betreiber mit internationaler Reichweite. Als solcher erachten wir Resilienz als die Fähigkeit, den kontinuierlichen sowie sicheren Betrieb unserer Rechenzentren auch unter stetigen Veränderungen und zunehmenden Herausforderungen zu gewährleisten. Dabei wollen wir wichtige Themen wie z.B. «Nachhaltigkeit» nicht einfach nur abdecken, sondern proaktiv in neue Chancen für NorthC umwandeln. Im Kontext eines Datacenter-Betreibers müssen wir natürlich primär die betriebliche Kontinuität und Ausfallsicherheit gewährleisten sowie ein State-of-the-Art Sicherheitsmanagement betreiben. Damit das gelingen kann, sind Agilität und Anpassungsfähigkeit unerlässlich – sprich die Fähigkeit, schnell auf technologische Veränderungen und Marktanforderungen zu reagieren.
Sie haben die Nachhaltigkeit angesprochen. Welchen Weg verfolgen Sie hier?
NorthC hat sich ambitionierte Ziele gesteckt: Bis 2030 wollen wir unsere Anlagen CO2-neutral betreiben. Um dies zu erreichen, setzen wir etwa auf den Einsatz von grünem Wasserstoff. Unser neues Datacenter in Groningen (NL) ist das erste seiner Art weltweit, in dem Brennstoffzellen installiert wurden, die mit grünem Wasserstoff betrieben werden. Aktuell prüfen wir deren Nutzung, um alle unsere Primär- und Notstromgeneratoren CO2-neutral zu betreiben. Bereits heute nutzen wir zu 100 Prozent Ökostrom. Und im holländischen Eindhoven sind wir gar ans Wärmenetz des High Tech Campus angeschlossen, was uns den Austausch von Kälte und Wärme mit anderen Organisationen auf dem Campusgelände ermöglicht. Ferner setzen wir auf eine modulare Bauweise. Der Clou daran: Einrichtungen wie Kühlung, Strom und Überwachung werden nur dann in Betrieb genommen, wenn sie tatsächlich gebraucht werden. Dies sind nur einige Beispiele dafür, wie wir der ökologischen Nachhaltigkeit Rechnung tragen. Ganz wichtig ist mir persönlich auch der soziale Aspekt von Nachhaltigkeit – sprich, der menschliche Aspekt.
Worauf legen Sie diesbezüglich wert?
Ich bin ein Praktiker, durch und durch. Ich schätze daher den direkten Umgang mit den Menschen und setze mich mit großer Leidenschaft für eine gesunde Unternehmenskultur ein, die auf dem wichtigsten Fundament überhaupt beruht: Vertrauen. Nur wenn man dieses innerhalb eines Betriebs kultivieren und pflegen kann, ist eine Firma in der Lage, nachhaltig Topleistungen zu erbringen – und dabei Spaß zu haben! Der Schlüssel hierzu liegt in einer transparenten Kommunikation sowie einer sauberen Planung und Ausführung. Ferner ist Authentizität entscheidend: Nur wenn ich meine Aussagen durch Handlungen bestätige, bin ich glaubwürdig und kann Mitarbeitende für meine Vision begeistern. Gelingt dies, werden sich die Teams gemeinsam mit mir den kommenden Herausforderungen stellen. Und diesbezüglich bin ich für NorthC sehr optimistisch.
NorthC betreibt Rechenzentren in mehreren europäischen Ländern und ist dabei, ein NorthC-Ökosystem aufzubauen. Welche Rolle spielen Rechenzentren und digitale Infrastrukturen bei der Schaffung von Resilienz in Unternehmen?
Eine zentrale! Denn mit dem exponentiellen Anstieg der Datenmengen sowie der weiter fortschreitenden Digitalisierung erhöht sich die Nachfrage nach Rechenzentren merklich. In dieser dynamischen Welt der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) ist Vernetzung der Schlüssel zum Erfolg. Wir von NorthC haben es uns daher zur Aufgabe gemacht, ein starkes Ökosystem zu schaffen, das spezialisierte Partner, Kunden sowie regionale Akteure vereint. Wir tun dies in der Absicht, Synergien zu nutzen und gemeinsame Erfolge zu erzielen. Entscheidend hierfür sind persönliche Beziehungen und regionales Verständnis: Bei NorthC suchen wir bewusst die Nähe zu Kunden und Partnern, da wir ihre individuellen Bedürfnisse und regionalen Besonderheiten verstehen wollen. Das ist unerlässlich, um Unternehmen zu begleiten, die ihrerseits vermehrt von den Vorteilen moderner Rechenzentren Gebrauch machen. Dieses Wissen ermöglicht es uns, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die exakt auf ihre spezifischen Anforderungen abgestimmt sind. Unsere oberste Priorität besteht darin, Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre digitalen Ziele zu erreichen, ihre persönlichen Beziehungen zu pflegen und daraus folgend ihre Resilienz im Unternehmen nicht nur zu stärken, sondern kontinuierlich auszubauen. Auch hier ist mir der Faktor Mensch enorm wichtig.
Wie kommt der hier zum Tragen?
Wir pflegen einen Thought-Leadership-Ansatz, mit dem Ziel, Expertenwissen zu teilen und dadurch von unserer Zielgruppe als vertrauenswürdiger Partner wahrgenommen zu werden. Zu diesem Zweck stellen wir Fachwissen zur Verfügung und stärken durch fundierte Inhalte die Beziehung zu unseren Kunden und Partnern. Wir wissen, dass Erfolg in der Rechenzentrums-Branche aus starker Zusammenarbeit erwächst. Insbesondere wenn es um Wissenstransfer unter führenden Akteuren wie Phoenix Systems, HKBB, WIBS und ICT-Scout geht, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln. Dadurch knüpfen wir ein Netzwerk, das durch gebündelte Expertise und partnerschaftliches Handeln echten Mehrwert für alle Beteiligten bietet – und dabei auch die menschliche Verbindung stärkt.
Angesichts der wachsenden Bedeutung von Datensouveränität stellt sich die Frage, wie NorthC die Resilienz ihrer Kunden in diesem Bereich stärkt?
Schweizer Unternehmen stellen, auch kulturell bedingt, generell hohe Sicherheitsanforderungen. Dieses Bedürfnis wird in Zukunft noch zunehmen, da die Unternehmen in Verbindung mit eigenen KI-Anwendungen ihre größten Geschäftsgeheimnisse virtuell abbilden werden. Die Souveränität von Daten, Betrieb und Technik wird also immer relevanter. Essenziell in diesem Zusammenhang ist die Datenhoheit: Sie regelt, wer auf welche Daten zugreifen darf. Im Zuge der Digitalisierung ist diese Kontrolle insbesondere für staatliche Organisationen und Unternehmen der Wirtschaft von enormer Bedeutung, denn Datensouveränität steht auch für den Schutz vor unbefugten Zugriffen sowie für die Sicherstellung der Verfügbarkeit. Es ist daher Aufgabe der Netzbetreiber, die an ein Rechenzentrum angebunden sind, diese Konnektivität bereitzustellen. NorthC als neutraler Rechenzentrumsbetreiber mit vier Standorten in der Schweiz erfüllt diese wichtigen Voraussetzungen. Ferner bieten wir mit einem Schweizer Partnerunternehmen eine «Swiss Sovereign Cloud» an: Die Kundendaten bleiben bei dieser dedizierten Cloud-Lösung in der Schweiz oder – bei Bedarf – in der EU. Ergänzend gibt es ein souveränes AI-as-a-Service-Angebot.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Rechenzentren auch agil genug sind, um auf zukünftige Herausforderungen zu reagieren?
Als Colocation-Rechenzentrenbetreiber verwenden wir bei NorthC klar definierte Prozesse, Zugangskontrollen und Überwachungssysteme, um die drei Säulen der Cybersicherheit – Verfügbarkeit, Integrität und Vertraulichkeit – zu gewährleisten. Ein seriöser Umgang mit den Daten und Prozessen wird durch Zertifikate wie dem ISO 27001 durch unabhängige Dritte auditiert und bestätigt. Eine weitere Schlüsselrolle für Sicherheit von Rechenzentren spielt die Konnektivität: Ein zuverlässiges und geschütztes Netzwerk ist unerlässlich, um den Datenverkehr zwischen den Servern innerhalb und außerhalb des Centers zu ermöglichen. Umso wichtiger ist ein Colocation-Anbieter, der helfen kann, die Verbindungswege nachzuvollziehen. Ferner hilft ein zuverlässiges Monitoring dabei, verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ein optimales Beispiel, um die Resilienz unserer Kunden zu gewährleisten, stellt die Vernetzung unserer Rechenzentren sowie der Ausbau unseres Netzwerk-Backbones auf 400 Gbps (Gigabit pro Sekunde) dar, womit wir aktuell in der Schweiz führend sind. Und erneut muss ich hier die menschliche Komponente ansprechen: Technologie ist wichtig, aber nachhaltige Sicherheit und Agilität gewährleistet man nur, indem man Topleute an Bord hat, die hochmotiviert sind. In der Vergangenheit ist es uns glücklicherweise stets gelungen, diese zu finden.