Datengravitation und die Kunst der optimalen Rechenzentrumsauswahl

Der exponentielle Anstieg von Datenmengen und die steigende Relevanz der Echtzeitdatenverarbeitung bringen Unternehmen vor eine komplexe und dynamische Herausforderung. In dieser Landschaft gewinnt der Begriff „Datengravitation“ zunehmend an Bedeutung, und Unternehmen stehen vor wegweisenden Fragen in Bezug auf ihre IT-Strategie. Eine Schlüsselfrage dabei ist zweifellos die Wahl des passenden Standorts für das Rechenzentrum.

Wie nachhaltig ist ein Rechenzentrum eigentlich? Und was tut der Rechenzentrumsmarkt, um möglichst nachhaltige Lösungen anzubieten - jetzt und in Zukunft?

Was bedeutet Datengravitation?

Datengravitation beschreibt den aktuellen Trend, bei dem Daten eine regelrechte „Anziehungskraft“ auf Anwendungen und Dienste ausüben. Gleich der Gravitation in der Physik, die Objekte zum Massenschwerpunkt zieht, üben Daten in der Informationstechnologie eine magische Anziehungskraft auf Anwendungen und Dienste aus. Dieser Ausdruck wird häufig verwendet, um die zunehmende Tendenz zu beschreiben, Anwendungen und Dienste so zu konzipieren, dass sie sich nahtlos auf die bereits vorhandenen Daten ausrichten, anstatt die Daten mühsam an die Anwendungen anzupassen.

In der Welt der Datengravitation stehen Unternehmen vor der Herausforderung, umfangreiche Datenmengen effizient zu verarbeiten und daraus echten Mehrwert zu generieren. Oft übersteigen die Datenmengen die Kapazitäten der verarbeitenden Anwendungen oder Dienste deutlich. Unternehmen reagieren darauf, indem sie ihre Anwendungen und Dienste geschickt auf die vorhandenen Datenquellen zuschneiden, um eine effizientere und gewinnbringendere Nutzung der Daten zu ermöglichen.

Auch Jens Bertram, Director Operations Germany bei NorthC, betont die wachsende Relevanz der Datengravitation und ihren Einfluss auf Anwendungen und Dienste. Die stetig zunehmende Datenmenge erfordert eine geschickte Ausrichtung von Anwendungen und Diensten auf die Daten, da diese oft größer sind als die verarbeitenden Elemente. Dieser Trend wird in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen, wodurch die Wahl des Verarbeitungsortes von Daten erheblich an Einfluss gewinnt. Auf dieser Reise sind Unternehmen gut beraten, wenn sie sich die folgenden Fragen stellen:

  • Welche Daten verarbeiten wir und wie adaptiert die Datengravitation ihre Verarbeitung?
  • Wo ist der optimale Ort zur Datenverarbeitung, um bestmöglich von der Datengravitation zu profitieren?
  • Welche Bedeutung haben Latenzzeiten in unserem Datenverarbeitungsprozess?
  • Wie lassen sich Netzwerkkosten effektiv minimieren, um den Herausforderungen der Datengravitation gerecht zu werden?
  • Inwiefern spielen Gesetze und Vorschriften eine Rolle bei der Speicherung und Verarbeitung von Daten in Zeiten der Datengravitation?

Die Entscheidungsfaktoren: Latenz, Netzwerkkosten und Rechtsvorschriften

Die Entscheidung darüber, welche Daten wo gespeichert und verarbeitet werden, hängt von mehreren Faktoren ab. Latenzzeiten spielen eine entscheidende Rolle, insbesondere bei Echtzeitanwendungen im Vergleich zu weniger zeitkritischen Prozessen. Netzwerkkosten sind ein weiterer wichtiger Aspekt, da der kontinuierliche Datenversand über große Entfernungen kostspielig sein kann, insbesondere mit dem vermehrten Einsatz datenintensiver IoT-Geräte. Bei der Nutzung von Public Clouds kommen zudem Gesetze und Vorschriften ins Spiel, die eine klare Standortbestimmung der Daten erfordern.

Die moderne Rechenzentrumslandschaft: Vier Arten von Rechenzentren

Die steigende Komplexität erfordert eine durchdachte Rechenzentrumsstrategie. Unternehmen werden zunehmend eine Landschaft aus vier Arten von Rechenzentren nutzen:

  1. Vor Ort: Server in Fabriken, Ölfeldern, Bauernhöfen oder selbstfahrenden Autos.
  2. Mikro-Rechenzentren: Ultralokale Kollokationsstandorte, die in den kommenden Jahren in Netzen von bis zu zehn Kilometern Entfernung entstehen werden.
  3. Regionale Rechenzentren: In einer Entfernung von maximal 50 Kilometern zum Datenbedarfsort bieten sie Skalierbarkeit, Sicherheit und hohe Verfügbarkeit.
  4. Metro-Rechenzentren: Sie versorgen große Regionen wie ganze Länder oder Ballungsräume und unterscheiden sich kaum von regionalen Rechenzentren in Ländern vergleichbarer Größe.

Die Drehscheibenfunktion regionaler Rechenzentren

Regionale Rechenzentren gewinnen an Bedeutung, da sie nicht nur als lokale Alternative zu Vor-Ort-Rechenzentren dienen, sondern auch als Verbindungspunkte zwischen verschiedenen Rechenzentren fungieren. Sie nehmen eine zentrale Rolle als Cloud- und Konnektivitätshubs ein, insbesondere für Unternehmen mit nationalen Edge-Anwendungen, wie beispielsweise Sicherheitsunternehmen oder Dienstleister mit verteilten Fabriken oder IoT-Diensten. Diese Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit für Unternehmen, ihre Rechenzentrumsstrategien mit größerer Sorgfalt abzuwägen, um den optimalen Nutzen aus ihren Daten zu ziehen.

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